Stimmst du manchmal unfreiwillig zu, obwohl du nicht einverstanden bist? Gibst du nach, obwohl es dir nicht passt? Hast du das Gefühl, dich verbiegen zu müssen? Wünschst du dir selbst mehr Toleranz oder Akzeptanz in deiner Beziehung?
Dann ist dieser Blog-Artikel für dich.

Bevor wir in die Umsetzung gehen, müssen wir in unserer Begriffsdefinition klar sein, denn Akzeptanz verwechseln wir gerne mit Resignation, mit einem „Jo, dann halt“. Und wir meinen, dass Toleranz bedeuten würde, dass wir keine Grenzen für uns setzen oder für uns einstehen.

Doch das verstehe ich anders.

Was bedeutet Akzeptanz?

Akzeptanz kann durchaus anerkennen, dass ich anderer Meinung bin und nicht zustimme, und ich kann trotzdem Ja zu dem sagen, was ist oder wie der andere ist.
Also, wenn es regnet, würde ich nicht so tun, als würde es nicht regnen; ich brauche auch nicht zu sagen: „Juhuu, es regnet“, wenn es mir nicht gefällt. Und ich kann trotzdem anerkennen und Ja zu dem Ist-Zustand sagen, nämlich: Ja, ich hätte gerne Sonnenschein, und Ja, es regnet.
Das ist für mich Akzeptanz.
Ja, der andere sieht etwas anders als ich – und ich kann seine Sichtweise als seine Sichtweise akzeptieren, und gleichzeitig weiterhin meine Sichtweise haben.

In der Akzeptanz unterscheidest du also zwischen deiner Meinung/ Wahrnehmung, und die des anderen, und du erkennst beides an: Du sagst Ja zu dir selbst UND Ja zu dem, was ist.

Was bedeutet Toleranz?

Toleranz erstreckt sich in meinem Erleben noch ein Stückchen weiter als Akzeptanz, und beinhaltet auch Bereiche, die mir nicht passen und zu denen ich eher Nein sage, aber mit denen ich noch okay bin.

Toleranz gibt einen gewissen Freiraum, auch, wenn wir nicht einverstanden sind – solange es für uns noch okay ist.

Toleranz heißt nicht, dass du zu allem Ja und Amen sagst, insbesondere wenn es um Respektlosigkeit oder sogar Verletzungen geht.

Du musst nicht zustimmen, wie der andere sich verhält, und du darfst durchaus für die Bereiche, die dich betreffen, klare Grenzen setzen. Sprich: du musst nicht alles über dich ergehen lassen oder hinnehmen, du darf auch der Toleranz einen Rahmen und eine Grenze setzen.

Bei Toleranz prüfst du also für dich selbst immer wieder, was für dich noch okay ist – und was nicht. Es geht also auch darum, deine eigenen Grenzen deutlich wahrzunehmen.

Tatsächlich sind gesunde Grenzen für alle Beteiligten hilfreich. Denn wenn du erlaubst, dass der andere sich daneben benimmt, und weichgespült alles tolerierst, im Sinne von über dich ergehen lässt oder hinnimmst, tut es dir nicht gut – und es schadet auch der Beziehung. Plus: der andere wird nie lernen, dass er sich bitteschön bei dir ordentlich zu verhalten hat, wenn er mit dir etwas zu tun haben will.

Kinder brauchen ja auch Grenzen, damit sie sich orientieren und gut entwickeln können, und genau so ist es mit den „Kindern“, die uns in einem erwachsenen Körper begegnen.

So setzt du Akzeptanz und Toleranz um

Sowohl bei Akzeptanz wie auch bei Toleranz geht es immer wieder darum, dich selbst in die Gleichung mit einzubeziehen und auch deine Gefühle, Gedanken und Grenzen wahrzunehmen. Denn wenn es nur für den anderen funktioniert, aber nicht für dich, funktioniert es nicht. Und auch umgekehrt: wenn es für dich funktioniert, aber nicht für den anderen, funktioniert es nicht. D.h. halte Ausschau nach den Wegen, Möglichkeiten, Ausdrucksformen und auch Grenzen, wie es für dich UND den anderen funktioniert.

Die Faustregel heißt:

Wenn es für mich nicht passt, muss (s)ich etwas ändern!

Veränderung geschieht im besten Fall von „innen nach außen“. Damit meine ich: Wenn dich z.B. das Verhalten des anderen verletzt, du dich gekränkt, verunsichert, ungeliebt, etc. fühlst, kümmere du dich zunächst um deine Gefühle – denn die sind deine Verantwortung! Meistens kommen diese Gefühle aus der Vergangenheit und ploppen in der Gegenwart nur nochmal hoch. Daher reicht es nicht, nur in der Gegenwart etwas zu verändern, wir müssen tiefer gehen.

Doch danach, wenn du deine innere Arbeit gemacht und dich dadurch gestärkt und geklärt hast, kümmerst du dich gegebenenfalls noch um das Verhalten des anderen, also um die Gegenwart, gehst in Kommunikation und zeigst evtl. auch Grenzen auf.
Das gelingt jetzt aus deiner Kraft heraus, und nicht mehr aus einer emotionalen Reaktion, und das macht einen großen Unterschied.
Falls du Unterstützung von mir bei dieser inneren Arbeit möchtest, melde dich gerne.

Wenn du um Toleranz oder Akzeptanz kämpfst

Ich kann mich an einen Streit in einer Beziehung erinnern, bei dem ich ihn anschrie:

„Du akzeptierst mich nicht, wie ich bin!“

Daraufhin knallte ich die Tür zu und verließ den Raum – doch noch während ich den Türgriff der nun geschlossenen Tür in der Hand hielt wurde mir bewusst: in dem Moment, in dem ich ihm vorwerfe, dass er mich nicht akzeptiert, in dem Moment mache ich genau das Gleiche! Nämlich ich akzeptiere ihn auch nicht! Ich könnte zumindest akzeptieren, dass er mich nicht akzeptiert! Denn wie soll etwas besser werden, wenn wir beide den gleichen Fehler machen und ihn uns gegenseitig vorhalten, ohne dass einer anfängt, etwas zu verändern?

Wenn auch du das kennst, mach dir zunächst bewusst, dass das, was der andere macht, und das, was du machst, zwei paar Schuhe sind. Du könntest also zum Beispiel akzeptieren, dass der andere dich nicht akzeptiert, und bis zu einem gewissen Maße tolerieren, dass der andere dich nicht toleriert. So bleibst du auf jeden Fall konstruktiv.

Und das kann die erste Veränderung sein: zu akzeptieren, dass du oder der andere etwas nicht akzeptiert. Ihr könnt euch also einig werden, darüber, dass ihr euch uneinig seid. Und damit lass dich erst mal atmen.

In Beziehungen lernen wir ganz viel über uns selbst, und wir haben die Möglichkeit, in den heutigen Beziehung alle alten Verletzungen zu transformieren. Deshalb geht es eigentlich immer nur um unser eigenes Lernen, um unseren eigenen Fortschritt, und unsere eigene innere Heilung. Denn was in uns getriggert wird, wenn unser Partner uns nicht akzeptiert oder keine Toleranz zeigt, findet seinen Ursprung nicht in der aktuellen Situation, sondern in einer früheren. Und wenn du daher die heutige Beziehung nutzt, um deine Vergangenheit zu transformieren, wirst du innerlich frei sein, du wirst über dich hinaus wachsen und du wirst bessere Beziehungen kreieren.

Dabei kann es natürlich sein, dass du dich auch aus manchen Beziehungen verabschiedest. Wenn du gewachsen bist und auf einem neuen Level angekommen bist und der andere sich aktiv weigert, dir auf der neuen Ebene zu begegnen, ist es vielleicht an der Zeit, sich in Liebe zu trennen.

Denn:
Wer nicht weiß, muss lernen.
Wer nicht kann, muss üben.
Wer nicht will, muss gehen.

Doch bevor du voreilige Schlüsse ziehst oder die harten Geschütze auffährst, mach deine innere Arbeit! In meiner Erfahrung haben wir da nämlich unglaublich viel Handlungsspielraum, den wir nutzen können, bevor wir uns zu früh trennen, weil wir aufgeben.

Zu deiner Umsetzung:

Wenn du reflektieren und die Gedanken aus diesem Artikel für dich umsetzen möchtest, kannst du dir folgende Fragen stellen (und weiter atmen und gnädig mit dir sein):

    • Inwiefern machst du das, worüber du dich beim anderen beschwerst, auch? Wenn du, wie ich damals, meckerst, dass der andere dich nicht akzeptiert, machst du in dem Moment genau das Gleiche, auch wenn du vielleicht das bessere Make-up hast 😉
    • Wo akzeptierst du nicht?
    • Wo bist du geizig in deiner Toleranz?
    • Wo akzeptierst du dich selbst nicht?
    • Wo bist du wirklich aufgefordert, für dich einzustehen?
    • Woher kennst du diese Gefühle, die im Heute auftauchen?

Veränderung passiert von innen nach außen. Kümmere dich also zuerst um deine Gedanken, Gefühle und dein Verhalten, und schau, was sich dadurch bereits ändert. Danach kümmerst du dich gegebenenfalls noch um die Dinge im Außen und schaust, was es anzusprechen, zu benennen oder zu stoppen gilt.

 

Was ist für dich im Moment Essenz von diesen Gedanken? Was ist interessant oder überraschend? Was willst du dir rausgreifen?

Lass mich gerne in den Kommentaren unter dem Blog wissen und teile diesen Artikel großzügig.

Bitte sei gnädig mit dir. Erkenntnisse sind nicht dazu gedacht, um dich schlecht zu fühlen, sondern dafür, um Licht reinzubringen und wirksam etwas ändern zu können!

 

Alles Liebe und frohes Schnaufen,
Anne-Kathrin

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Super, Schritt 1 hat geklappt! Schritt 2: Bitte schau in deine Mails - ggfs. auch Spam -, denn du musst deine Anmeldung noch bestätigen, bevor ich dir die Kommunikations-Anleitung senden darf. Bei Schwierigkeiten, melde dich: team@anne-kathrin.de