Kennst du das: du schiebst Dinge vor dir her, gibst anderen Dingen Vorrang, hast keine Zeit, hältst dich an Details auf oder wirst einfach nicht fertig?
Nun, du bist damit nicht allein. Und dieser Artikel kann dir helfen.
Du erfährst zwei typische Hindernisse, die dir womöglich im Weg stehen, sowie Lösungs-Anregungen.
Zu Beginn meiner Selbstständigkeit war ich auf einem Seminar und stöhnte bei meinen Freunden und Kollegen darüber, wie viel Aufwand es war, meinen Seminar-Flyer zu erstellen, und wie viel Zeit es brauchte. Ein Kollege lachte nur und sagte: „Nur, wenn man perfektionistisch ist“.
Rums!
Dieser Satz blieb mir im Gedächtnis hängen, denn er traf den Nagel auf den Kopf.
Wenn wir nicht fertig werden und keinen Abschluss finden, gibt es dafür natürlich Ursachen und Gründe – zwei ganz typische stelle ich dir hier vor:
Hindernis Nr. 1: Perfektionismus
Der Grund, weshalb der Satz meines Kollegen mich so traf, war, dass er absolut Recht hatte. Damals war ich noch ziemlich perfektionistisch unterwegs, und ich feilte ewig am Layout, am Design und natürlich an den Texten.
Prinzipiell spricht ja nichts dagegen, sein Bestes zu geben und etwas Ordentliches zu produzieren, doch Perfektionismus kann uns wirklich davon abhalten, Dinge fertig zu stellen und in die Welt zu bringen.
Ich kenne Leute, die seit Jahren an ihrem gleichen Kurs feilen und hier und da Kapitel verbessern – aber einfach nicht fertig werden.
Und mir ging es mit meinem Buch „Atme durch und pack es an“ ähnlich: selbst nach dem Probedruck hätte ich noch Dinge verändern und verbessern können, und ich warte immer noch mit einem mulmigen Gefühl darauf, dass ich den ersten Rechtschreibfehler entdecke.
Doch bei diesem Buch-Projekt entschied ich mich bewusst, das Risiko von „nicht perfekt“ einzugehen, um das Projekt in die Welt zu bringen. Denn seien wir mal ehrlich, nichts ist wirklich perfekt und wir könnten immer noch etwas verbessern und weiter entwickeln. Doch wenn es dazu führt, dass Bücher oder Kurse oder Flyer oder Gemälde nicht das Licht der Welt erblicken, dann würde ich mal behaupten: „Thema verfehlt“.
Und so möchte ich dich heute ermutigen: wenn auch du ein Projekt hast, bei dem dich dein Perfektionismus davon abhält, es endlich fertig zu stellen und in die Welt zu bringen – tue es einfach! Freunde dich damit an, dass es möglicherweise nicht perfekt ist. Deine Botschaft ist mit Sicherheit wichtiger als ein perfektes Layout, perfekte Inhalte, perfekte Rechtschreibung und Grammatik. Und du kannst auch immer noch beim nächsten Mal etwas verbessern, nachbessern und upgraden.
Vergleiche es mit Laufen lernen: Du hast nicht gesagt: „Wenn es Catwalk-tauglich ist, dann laufe ich“. Nein, du hast einfach angefangen, warst dir nicht zu schade, zu fallen oder zu stolpern, und du bist einfach besser geworden und hast es gelernt. Und ob’s dann „Catwalk-tauglich“ wurde oder nicht, war vermutlich im Endeffekt egal. Wenigstens läufst du!
Hindernis Nr 2: „andere Prioritäten“
Wenn es nicht am Perfektionismus liegt, dass du den Abschluss von Projekten hinauszögerst, dann liegt es womöglich daran, dass du anderen Dingen Vorrang gibst. Manchmal machen wir das gar nicht bewusst, sondern es kommt uns einfach etwas dazwischen oder das Leben passiert, doch wenn wir ehrlich sind und die Dynamik bei Licht betrachten, können wir feststellen, dass wir nicht „Opfer der Umstände sind“, sondern immer noch Schöpfer.
Zum Beispiel: Seit Jaaaaahren will ich mein Akkordeon verkaufen. Es steht bei mir rum, ich nutze es nicht, es nimmt nur Platz weg und wird vom Stehen auch nicht besser. Aber ich komm nicht dazu. Ich hab keine Zeit übrig. Und selbst wenn ich sie hab, fehlt mir die Lust dazu.
Wenn ich also wirklich ehrlich zu mir bin, dann muss ich sagen: ich hab einfach andere Prioritäten. In die Stadt frühstücken gehen ist mir wichtiger. Diesen Blog-Artikel zu schreiben ist mir wichtiger. Auch Katze-Kuscheln ist mir wichtiger.
Und somit bringe ich dieses Projekt nicht zum Abschluss.
Manchmal erscheint es, als könnten wir unsere Prioritäten nicht frei wählen, z.B. wenn Eltern oder Kinder unsere Unterstützung brauchen. Und dann stöhnen wir und meinen, es läge daran, dass wir uns um sie kümmern müssen, weshalb wir keine Zeit haben und dann mit unseren eigenen Sachen nicht fertig werden.
Doch bei Licht betrachtet stellt sich die Frage:
Brauchen sie dich wirklich? Oder scheint es nur so? Springst du vielleicht nur ein, weil du ihnen nicht zuschauen kannst?
Doch wenn sie dich wirklich brauchen, WILLST du dann ihnen nicht auch eigentlich Vorrang geben?
Oder wenn du etwas nicht abschließen kannst, weil du z.B. krank wirst: Dann willst du deiner Genesung Priorität geben – ob du willst oder nicht. Und dir selbst Vorwürfe zu machen oder dich zu ärgern ändert nichts, im Gegenteil, es macht dir sogar die Genesung schwerer. Doch wenn du anerkennen kannst, dass du eigentlich, obwohl es dir vielleicht nicht passt, deiner Genesung Priorität geben willst, geht es wieder leichter.
„Andere Prioritäten“ zu haben ist ja per se nicht schlecht. Doch es ist Ehrlichkeit mit uns selbst gefragt. Denn sonst fühlen wir uns „Opfer der Umstände“ und machtlos, obwohl wir es eigentlich nicht sind.
Und ja klar, wenn wir eine Sache in den Vordergrund rücken, rutscht etwas anderes in den Hintergrund. Doch ehrliche Klarheit über unsere Prioritäten macht das Leben leichter.
Klarheit für dich
Es gibt noch ein paar Ursachen mehr, doch ich lass es an dieser Stelle erstmal gut sein (kein Perfektionismus *g*).
Bevor wir nun den Fokus auf mögliche Lösungen lenken, lade ich dich ein, für dich in deinem Fall zu prüfen:
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- Was schiebst du vor dir her oder womit wirst du nicht fertig?
- Liegt es eher am Perfektionismus oder an den Prioritäten?
- Was (oder wer) steht dir scheinbar im Weg?
Lösungen für das Hindernis Perfektionismus
Wir entscheiden immer wieder selbst, worauf wir unseren Fokus lenken wollen. Im Perfektionismus verlieren wir uns in den Details des Weges und verlieren den Fokus auf unser Ziel. Und um „anzukommen“ müssen wir dies ändern. Also frage dich:
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- Welche der hohen Erwartungen an dich wärst du gewillt, um des Zieles willen loszulassen?
- Welches „Aber“ steht dir im Weg, das du zugunsten des Erreichens deiner Ziele aufgeben könntest?
- Was verliert aus Perspektive des „größeren Ganzen“ an Bedeutung und ist damit vielleicht gar nicht wert, dass du dich so lange damit beschäftigst?
- Was könntest du, zu Gunsten von Fortschritt, loslassen?
Ja, mach Baby-Schritte, wenn es das braucht und größere Schritte, wenn es geht. Doch lege Deinen Fokus auf das Ziel und das Ergebnis und nicht so sehr auf die Details des Weges.
Wie beim Laufen-Lernen: wie der Bewegungsapparat funktioniert und wie es aussieht, war uns egal. Unser Fokus war auf das Laufen gerichtet, auf das Ergebnis, und nicht auf die Details des Wie.
Lösungen für das Hindernis „andere“ oder „falsche“ Prioritäten
Hier hilft radikale Ehrlichkeit mit sich selbst. Ich erinnere mich an einen Workshop, indem wir auflisten sollten, womit wir wie viel Zeit an einem normalen Tag verbringen, also auch sowas wie Schlafen, Essen, Arbeiten… etc., und dahinter schrieben wir die Stunden oder Minuten-Angaben.
Folgsam wie ich bin, hab ich mir alles notiert. Und dann kam Teil II, der mich ehrlich gesagt etwas schockiert hat. Denn es hieß: Das, womit wir unsere Zeit tatsächlich verbringen, das ist das, was uns tatsächlich wichtig ist.
Nicht, was wir uns selbst oder anderen erzählen, nicht, was wir gerne hätten, sondern das, was wir tatsächlich tun.
Autsch! Ich hab geschluckt. Doch musste mir eingestehen, dass es stimmt. Das, womit ich meine Zeit tatsächlich verbringe, ist genau was, was mir tatsächlich wichtig ist. Und wenn ich mir selbst oder auch anderen etwas anderes erzähle – „Mir ist es wichtig, dich zu treffen, aber mein Kalender ist so voll…“ – mache ich mir selbst etwas vor.
Und solange ich mir selbst etwas vormache, kann ich es nicht ändern.
Diese Ehrlichkeit kann sehr unbequem sein, doch wenn wir mit ihr atmen und uns hinein entspannen, bringt sie auch ungemeine Erleichterung. Denn sie löst den Konflikt zwischen dem was ist, und dem, was wir meinen, was sein sollte.
Außerdem sehen wir dann besser, was tatsächlich abläuft, und können dann wieder ganz bewusst entscheiden, ob es so für uns stimmig ist oder ob wir etwas ändern möchten.
Das können deine nächsten Schritte zur Umsetzung sein
Daher, wenn du es anwenden magst, schnapp dir Blatt und Stift und mach eine Liste:
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- Womit verbringst du deine Zeit?
- Und wieviel Stunden oder Minuten in etwa gehen dafür drauf?
Das ist das, was du priorisierst. – Bitte denk dran, weiter tief zu atmen, wenn du diese Übung machst!
Außerdem kannst du auch beim Hindernis Priorität deinen Fokus mit z.B. folgenden Fragen verlagern:
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- Wenn du in einem Jahr auf dein heutiges Ich zurückschaust, was würdest du dir selbst sagen wollen?
- Wie viel Bedeutung hat das, womit du dich gerade aufhältst, noch in 2, 3 oder 5 Jahren?
- Willst du dich schlecht fühlen, weil es nicht so läuft, wie du es willst, oder willst du dich in das, was sowieso gerade ist, hinein-entspannen? Wenn du dich nämlich entspannen kannst, wieder besser atmest, kannst du auch wieder besser denken und öffnest dich für Lösungen.
- Wenn du am Ende deines Lebens zurückschaust, womit willst du deine Zeit verbracht haben?
Natürlich reichen Erkenntnisse alleine nicht, wenn du nicht auch in die Pötte, ins konstruktive Tun kommst. Doch Erkenntnisse können ein wunderbarer Motivator sein, und dann heißt es einen Fuß vor den anderen setzen…
So, und damit lass ich es für heute auch mal gut sein…
Von diesen vielen Anregungen und Gedanken aus diesem Blog-Artikel…
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- welche war für dich heute am Interessantesten oder am Relevantesten,
- was möchtest du dir aus diesem Artikel mitnehmen,
- was ist für dich Essenz?
- Oder zu welchem Handeln fühlst du dich inspiriert?
Lass mich gerne in den Kommentaren unter diesem Blog wissen oder schreib mir eine Mail.
Wenn du persönliche Unterstützung von mir möchtest und individuelles Coaching mit mir in Erwägung ziehst, dann buch dir doch gleich dein kosten-freies Start-Gespräch und lass uns anfangen, Dinge abzuschließen
Gute Erkenntnisse und frohes Schnaufen,
Anne-Kathrin
P.S.: Kennst du jemanden, der sich auch gerne im Perfektionismus oder in to-dos verstrickt oder aus anderen Gründen nicht mit Dingen fertig wird? Dann teile bitte diesen Blog Artikel mit ihnen!