Beziehungen sind niemals statisch, d.h. zu jedem Zeitpunkt werden sie entweder besser oder schlechter. Alles was wir sagen oder nicht sagen, tun oder nicht tun, nährt entweder die Beziehung und stärkt sie oder leitet ihren schleichenden Verfall ein. Wie bei Pflanzen: wenn wir sie nicht gießen, vertrocknen sie! Selbst ein Kaktus braucht irgendwann mal Pflege
In diesem Artikel erfährst du von einen oftmals subtilen, aber echt fiesen Beziehungskiller – und wie du dieser Falle entkommst.
Beziehungskiller: ständiges Nörgeln
Nörgeln, kritisieren, korrigieren… damit machen wir eine Beziehung auf Dauer kaputt!
Nun denkst du dir vielleicht „Nörgeln ist doch nicht subtil!“ Und es stimmt, manche Formen des Nörgelns sind tatsächlich nicht subtil, sondern sogar offensichtlich. Zum Beispiel Gedanken, Gefühle und Erleben von:
- mein Mann ist immer unzufrieden
- mein Partner kritisiert mich ständig
- Warum nörgeln Frauen soviel?!
Ich habe es auch schon erlebt: mein Partner kritisierte mich ständig – mit der Begründung und dem Hintergedanken, dass es mich motivieren soll, mehr aus mir zu machen… Yep, das war eine interessante Logik.
Diese Formen des Nörgelns sind natürlich nicht subtil. Doch die Wirkung ist subtil.
Wenn du schon mal auf der „Empfänger-Seite“ warst, z.B. dein Partner dich ständig kritisiert hat – wie hast du dich gefühlt? Vermutlich genervt, ungeliebt, nicht gut genug, ärgerlich, frustriert….
Und als es nicht besser wurde oder nicht aufgehört hat – ist dann irgendwann auch das Gefühl „zermürbt“ aufgetaucht?
Das ist der Beziehungskiller! Dauerndes Nörgeln, ständiges kritisiert werden oder kritisieren… Es zermürbt, denn es ist dieser stete Tropfen, der den Stein höhlt.
Subtilere Formen des Beziehungskillers
Doch wir nörgeln und kritisieren nicht nur in unseren Worten, sondern auch in unserem Verhalten. Auch dafür möchte ich heute deine Bewusstheit schärfen.
Kennst du das:
- Er räumt die Spülmaschine ein – du räumst sie später wieder um.
- Er sortiert die Wäsche für die Waschmaschine – du sortierst sie neu und diesmal richtig.
- Er geht mit dem Staubsauger durch – und du wischst nochmal hinterher, weil er mal wieder das Offensichtliche übersehen hat.
Also, der andere macht etwas – aber nicht gut genug oder nicht richtig.
Und du nörgelst, kritisierst und korrigierst – durch dein Verhalten!
Vielleicht sagst du jetzt: „Anne-Kathrin, ich wünschte mein Partner würde in diesen Bereichen überhaupt mal mithelfen!“
Dann frage ich dich: Warum tut er es nicht? Hast du ihn bereits zermürbt? Hat er bereits resigniert und aufgegeben, weil er es dir sowieso nicht recht machen kann und es eh nicht gut genug ist? Wie oft hat er sich schon die Klatsche eingefangen, bevor er aufgegeben hat?
Ständiges nörgeln ist ein richtiger Beziehungskiller!
Und dabei kann es sein, dass du zwar die Klappe hältst und gar nichts sagst, aber durch deinen Gesichtsausdruck, deine Laune oder auch durch dein Verhalten zu verstehen gibst, dass es dir nicht passt.
Die Beispiele, die ich oben genannt habe, kenne ich übrigens aus meiner eigenen Ehe Und ich könnte dir noch 20 weitere Beispiele auflisten! Wenn wir anfangen, hinzuschauen, fangen wir an, uns all der Kleinigkeiten bewusst zu werden, mit der wir die Beziehung aktiv verschlechtern.
Selbst, wenn wir „Erfolg“ haben, also wenn wir dem anderen lange genug auf die Nerven gegangen sind, dass er macht, wie wir wollen, geht es auf Kosten der Beziehung. Denn dann haben wir keinen Partner mehr auf Augenhöhe, sondern einen gut dressierten Hund, und die Beziehung verliert an Lebendigkeit – bis sie „tot“ ist.
Wie also kannst du es ändern?
Du wirst es vermutlich mal mehr von der einen, dann wieder mehr von der anderen Position aus angehen müssen, je nachdem, ob du gerade die Person bist, die kritisiert, oder die, die kritisiert wird.
Wenn du die Person bist, die nörgelt:
Ich weiß, wir können uns ein bisschen dran festbeißen und haben gute Argumente – es ist ja auch zu verlockend… Doch zugunsten deiner Beziehung, spann einen größeren Bogen und frage dich:
- In 6 Monaten, in einem Jahr oder in 5 Jahren – wie wichtig ist dann noch, ob die Wäsche richtig aufgehängt war (oder was auch immer deine Nörgel-Gründe sind)? Ist es dir es wert, dass du die Beziehung kaputt machst, nur, damit es nach deiner Nase läuft?
- Oder bist du willens, durchzuschnaufen, gnädig zu sein, loszulassen – und statt dessen deinen Partner wertzuschätzen?
- Was sind 5 Dinge (besser 10!), die du noch heute an deinem Partner wertschätzen kannst?
Und wie fühlst du dich, wenn du die Gründe zum Nörgeln mit den Gründen zum Wertschätzen austauschst?
Übrigens, in meinem Buch „Atme durch und pack es an“ findest du mehrere Kapitel zum Thema Kommunikation, u.a. „Wie du Bedürfnisse benennen kannst, statt zu nörgeln“.
Wenn dein Partner an dir nörgelt:
Das ist natürlich super unangenehm… und dann könntest du ständig darüber nörgeln, dass der andere ständig nörgelt! Haben wir alle schon gemacht, oder?
ODER du schaust tiefer: Warum tut der andere das? Wie fühlt er sich? Was will er eigentlich?
In meiner Erfahrung sind wir Menschen unterm Strich doch sehr simple: wir wollen uns einfach nur geliebt fühlen.
Menschen, die nörgeln, fühlen zummindest in dem Moment des Nörgelns nicht, dass sie geliebt werden.
Erinnere sie!
Du musst es nicht persönlich nehmen und gefrustet werden. Du könntest auch mit Gelassenheit, Humor und Liebe reagieren… und dadurch eure gewohnten Reaktions-Ketten verändern. Du hättest auf jeden Fall den „Überraschungs-Faktor“ auf deiner Seite…
Wie könnte das für dich in deinem Fall aussehen?
(Auch dazu findest du weitere Hilfestellungen in „Atme durch und pack es an“.)
Die beste „Waffe“ bei diesen Beziehungs-Fettnäpfchen ist Bewusstheit! Erst, wenn es uns bewusst wird, was wir tun und welche Konsequenzen es hat, können wir es verändern.
Ist deine Beziehung es dir wert?
Bist du es dir wert?
Alles Liebe und frohes Schnaufen,
Anne-Kathrin