Wenn du zu den Menschen gehörst, die nicht Nein sagen können, wenn du nein sagen lernen möchtest und sogar Nein sagen ohne Schuldgefühle, dann ist dieser Blog-Artikel für dich.

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Ich weiß, Beziehungen sind nicht immer einfach. Sie sind immer wieder ein Abwägen und in Bewegung sein, Stabilität verlieren und sie auch wieder finden – und dabei geht es natürlich auch immer wieder um Bedürfnisse: was möchte ich, was möchte der andere, und wie passt es alles zusammen, wie kann es co-existieren. Demnach geht es auch immer wieder darum zu prüfen, wozu du Ja oder Nein sagen möchtest.

Nicht nein sagen können als „gutes Zeichen“ – und falsche Annahme

Wenn dir Nein sagen schwer fällt, würde ich sagen, dass es eigentlich erstmal ein gutes Zeichen ist. Denn es ist ein Zeichen dafür, dass du kein Egoist bist, sondern die Bedürfnisse, Wünsche und Befindlichkeiten deines Umfeldes wahrnehmen kannst und die Absicht hast, sie mit zu berücksichtigen.

Daran ist also prinzipiell nichts verkehrt. Problematisch wird es nur, wenn ein Ungleichgewicht entsteht und du selbst auf der Strecke bleibst.

Bevor ich dir die zwei Grundsätze aufzeige, die notwendig sind, wenn du Nein sagen lernen möchtest, lass mich dir zunächst eine Sache bewusst machen:

Wenn du meinst, nicht Nein sagen zu können, machst du dir selbst eigentlich etwas vor!
Hä???

Yep!

Wenn du genau hinschaust, stimmt es nicht, dass es dir an der Fähigkeit, Nein zu sagen fehlt. Denn jedes Mal, wenn du unfreiwillig Ja sagst, weil du das Gefühl hast, nicht Nein sagen zu können, sagst du bereits nein – nämlich zu dir selbst! Du sagst Nein zu deinen Bedürfnissen, deiner Befindlichkeit, deinen Wünschen. Und demnach stimmt es nicht, dass du nicht Nein sagen kannst! Was vielleicht zutrifft ist, dass du die Bereiche, in denen du Nein sagst, erweitern könntest, so dass du nicht nur Nein zu dir selbst sagst, während du dem anderen ein unfreiwilliges Ja gibst, sondern anfängst, auch dir mal ein Ja zu geben und dadurch dem anderen ein vielleicht unfreiwilliges Nein.

Beim Nein sagen geht es nicht darum, dass du diese Fähigkeit per se erst mal lernen müsstest. Es geht „nur“ darum, dein Anwendungsgebiet zu erweitern.

Ist das nachvollziehbar für dich?

Lass dich atmen.

Was verändert es bereits für dich in deinem Gefühl, wenn du deine bisherige Meinung und Ansicht in Bezug auf deine Nein-sagen-Fähigkeiten erweiterst oder sogar revidierst?

Zwei Grundvoraussetzungen, um zu lernen, nein zu sagen

Um Nein sagen zu können, gerade in den Bereichen, in denen es uns schwerfällt, braucht es in meiner Erfahrung zwei Voraussetzungen:

1. Klarheit in Priorität

Du musst absolut klar darüber sein, was du willst und was für dich in deinem Leben Priorität haben soll. Denn entweder du steuerst dein Leben – oder du wirst gesteuert. Entweder du dirigierst deine Gefühle – oder sie dirigieren dich. Entweder du entscheidest – oder es wird für dich entschieden. Entweder du wählst – oder es wird für dich gewählt.
Und wenn du nicht absolut klar hast, was du willst und was dir wichtig ist, wirst du Mühe haben, zu dir Ja und zu anderen Nein zu sagen.
Deshalb setz dich in einer ruhigen Minute mit Stift und Papier mal 15 Minuten hin und beantworte folgende Fragen für dich mit absoluter Ehrlichkeit und völlig unzensiert – also ohne dich gleich mit den „Das geht doch nicht“ oder „Was sagen die anderen“ Gedanken einzuschränken. Tue für diese 15 Minuten so, als gäbe es keine Grenzen. Und finde deine Antworten auf:

    • Was will ich wirklich?
    • Womit will ich wirklich meine Zeit verbringen?
    • Wie will ich leben?
    • Was will ich verkörpern?
    • Was will ich meinen Kindern, meinen Freunden, meinem Umfeld vorleben?
    • Was will ich am Ende meines Lebens von mir selbst sagen können?
    • Was ist mir wirklich wichtig?

Lass dich atmen. Ich weiß, die Fragen sind nicht einfach und vermutlich auch unbequem. Lass dich atmen. Doch nimm dir die Zeit dafür, damit du wirklich klar sehen und auch fühlen kannst, wozu du Ja sagen willst. Dann wird es mit dem Nein sagen viel leichter, weil es dann nicht mehr „gegen den anderen“ geht, sondern für etwas, nämlich für dich und deine Träume.

2. Die Bereitschaft, sich unbeliebt zu machen.

Die zweite Hürde, die wir nehmen müssen, vor allem, wenn wir sogar ohne Schuldgefühle Nein sagen wollen, ist das Risiko – und die Risikobereitschaft – sich unbeliebt zu machen.
Wenn du bislang ein Ja-Sager warst, und nun anfängst, deine Meinung zu ändern, wird dein Umfeld, für das es bislang sehr bequem mit dir war, vermutlich nicht jubeln.
Das ist normal und das gehört zu dem Prozess dazu. So wie du Zeit gebraucht hast, um die Bereitschaft und den Mut aufzubringen, etwas zu verändern, so brauchen auch die anderen Zeit, sich an deine Veränderung zu gewöhnen. Gib ihnen diese Zeit. Doch wisse, bis diese Veränderung abgeschlossen ist und sich etabliert hat, wird es unbequem sein.
Das müssen wir aushalten (und gleichzeitig weiter atmen!).

Wenn du nicht willens bist, das Risiko einzugehen, dass dich Menschen schräg anschauen, dich fragen, was du geraucht hast, was denn mir dir los ist, oder sich von dir distanzieren, wirst du nicht Nein sagen.
Aber mal ganz ehrlich: egal, wie sehr du unfreiwillig Ja sagst, egal, wie sehr du versuchst, es den anderen Recht zu machen – es wird trotzdem immer noch Leute geben, denen es nicht reicht, die dich trotzdem kritisieren, und die dir nichts zurückgeben. Willst du diesen Preis wirklich zahlen? Oder wärst du bereit, das Risiko einzugehen, diese Menschen zu verlieren, und stattdessen Platz zu haben, für Menschen, die sich selbst und auch dich wertschätzen?

Da kommt wieder Punkt 1 ins Spiel:

Was willst du? Mit welcher Art von Menschen willst du deine kostbare Lebenszeit verbringen?
Willst du wirklich mit Menschen in Kontakt sein, mit denen du nicht ehrlich sein kannst? Mit Menschen, die dich nicht darin unterstützen, dein Potenzial und dein bestes Leben zu leben?
Oder wärst du willens, das Risiko der Veränderung einzugehen – zugunsten der Träume und deiner Lebensqualität?

 

Nein sagen ohne Schuldgefühle

Es kann gut sein, dass neben Ängsten, Unsicherheiten oder Unwohlsein auch die Schulgefühle auftauchen. Wenn du das bemerkst, erinnere dich: du bist Mensch und du hast ein Herz, und das ist gut so. Und du bist dabei, zu lernen, dich selbst mit einzubeziehen, dich selbst genauso wichtig zu nehmen wie die anderen, und dein Herz auch für dich selbst zu öffnen. Lass dich atmen.

Eine Hilfestellung, auf die ich selbst immer wieder zurückgreife, wenn mich Schuldgefühle oder ein schlechtes Gewissen einholen, ist folgende:
Erstens atme ich mit meinen Gefühlen und ich erkenne sie an. Ich sehe den Prozess, ich sehe, dass es „Teil des Deals“ ist. Und dann schicke ich dem anderen meine Liebe, mein Vertrauen, meinen Segen. Einfach in der Vorstellung. Von Herz zu Herz, von Mensch zu Mensch, von Seele zu Seele. Und vielleicht sage ich diesem Menschen innerlich sowas wie:

„Ich sehe dich und ich weiß, dass es im Moment unbequem ist. UND ich weiß, dass du deinen Weg und einen guten Umgang mit dieser Veränderung finden kannst. Ich vertraue darauf, dass du das hinkriegst. Ich lasse dein Erleben in deiner Verantwortung und ich schicke dir meine Liebe.“

Wir können nicht Schuldgefühle fühlen und gleichzeitig Liebe schicken. Entweder Oder. Und durch dieses „Liebe schicken“ befreien wir uns von unseren Schuldgefühlen und helfen tatsächlich auch dem anderen. Denn wenn wir dem anderen positive Veränderung zutrauen, fällt es auch ihnen leichter, es sich selbst zuzutrauen.
Doch hier geht es erstmal darum, dass du nicht in Schulgefühlen stecken bleibst und deshalb wieder unfreiwillig Ja sagst, sondern über dich hinauswachsen kannst.

Wenn du persönliche Unterstützung von mir bei diesem Thema möchtest, melde dich gerne für

Nein sagen – aber bitte höflich!

Zum Abschluss möchte ich dir noch zwei Anregungen zu Formulierungen geben. Denn nur, weil du jetzt anfängst, dein Nein auf den anderen auszuweiten, musst du nicht unhöflich werden!

Hier sind zwei Formulierungen, mit denen du starten und spielen kannst:

„Ich unterstütze dich gerne, lass mich mal in meinem Kalender schauen, wann es bei mir passt.“

„Meine Prioritäten haben sich geändert, so dass xyz für mich im Moment nicht passt. Wenn es dir recht ist, melde ich mich wieder, wenn bei mir Kapazitäten frei geworden sind.“

Und damit genug für heute 😉

Deine Essenz?

Von diesen ganzen Anregungen – was nimmst du dir raus, was war für dich interessant oder hilfreich, was ist für dich eine Essenz?

Lass mich gerne in den Kommentaren unter diesem Blog wissen, und bitte teile diesen Artikel großzügig in deinem Umfeld und deinen sozialen Netzwerken.

Bis nächste Woche 🙂

Alles Liebe und frohes Schnaufen,
Anne-Kathrin

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